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Neuerscheinung: Schwule Architekten – Gay Architects

Homosexualität ist in der Architekturgeschichte noch immer ein Tabuthema. Wenn historische Architektenpersönlichkeiten außerhalb der heterosexuellen Norm gelebt haben, wird ihr Privatleben gern in mysteriöses Dunkel getaucht. Solange Strafgesetze Bestand hatten, war die soziale Existenz konstant gefährdet und das Versteckspiel eine Notwendigkeit. Zur Absicherung bedurfte es defensiver Strategien. Um diese Außenseiter der Vergangenheit aufzuspüren, müssen die historischen Quellen queer gelesen werden.

Wolfgang Voigt, bis 2015 stellvertretender Direktor am Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main, und der Architekturhistoriker Uwe Bresan machten sich auf die Suche und präsentieren in diesem Buch das Ergebnis ihrer Recherchen. Es versammelt 41 Porträts aus dem 18. bis ins 20. Jahrhundert in Nordamerika, Europa und Palästina. Zum Vorschein kommen Architekten vom Barockzeitalter bis in die Moderne, überraschende Lebensläufe, bewundernswerte Häuser und nicht selten auch intelligent konzipierte Refugien, mit denen die Protagonisten ihr Privatleben schützten.

Wolfgang Voigt, Uwe Bresan
Verborgene Räume, verschwiegene Biografien. Schwule Architekten vom 18. bis 20. JahrhundertHidden Spaces, Silent Biographies. Gay Architects from 18th to 20th Century
Wasmuth Zohlen : Berlin 2022

Deutsch | Englisch
304 Seiten mit 163 meist farbigen Abbildungen 15×23cm.
EURO 39,80 (D) / USD 44,00
ISBN 978 3 8030 2378 0

Neuerscheinung über den Architekten Paul Schmitthenner (1884-1972)

Philip Johnson, der 1932 zusammen mit Henry-Russell Hitchcock die Ausrufung des „International Style“ besorgte, zählte den im Elsass geborenen Paul Schmitthenner (1884-1972) ein Jahr später zu den Modernen: „Though an outspoken enemy of Die Neue Sachlichkeit, Schmitthenner claims Modernity (…) His larger buildings are in a half-modern tasteful style, much better than much work in Germany, more modern in intention.” 1918 an die TH Stuttgart berufen , wurde er neben Paul Bonatz der prägende Architekturlehrer der konservativen „Stuttgarter Schule“. 

Um 1930 entstand seine Lehre der „Gebauten Form“, die auch diesem Buch den Titel gibt. Mit dem Akzent auf Solidität und Handwerklichkeit vertrat sie den originär modernen Zusammenhang von Material, Konstruktion und Form in besonders konsequenter Weise. Bei Schmitthenner kommen konträre Elemente zusammen, die in den Meistererzählungen der Moderne stets getrennt worden sind: Bauten im Gestus der Tradition, Wohnhäuser als Paraphrase von Goethes Gartenhaus; andererseits Leistungen auf Feldern, die stets dem Neuen Bauen zugerechnet werden (Siedlung, Typisierung, Rationalisierung). 

Schmitthenners Werk Das deutsche Wohnhaus war eines der populären Architekturbücher der Epoche. Die darin enthaltene Polemik gegen die “Neue Sachlichkeit” und seine Parteinahme für die Nationalsozalismus ließen ihn als einen Architekten mit Aussicht auf eine führende Rolle im „Dritten Reich“ erscheinen, die sich indessen nicht einstellte. Ende der 1930er Jahre entwickelte er eine bemerkenswerte öffentliche Architekturkritik, die auch politisch gedeutet werden konnte. Seine von Adalbert Stifter inspirierte Schrift Das sanfte Gesetz in der Kunst stellte eine nur oberflächlich chiffrierte Abrechnung mit der Maßstablosigkeit der Planungen Albert Speers dar. 

Wolfgang Voigt, Hartmut Frank 
Paul Schmitthenner. Architekt der gebauten Form
Wasmuth & Zohlen : Berlin, 2021. 243 Seiten, zahlreiche Abbildungen

Dokumente zur Kontroverse um ARCH+ 235 „Rechte Räume“

  • Wolfgang Voigt: „‚Hier muss Hass heilig werden‘. Warum der NS-Staat die zerstörte Frankfurter Altstadt unbedingt als Ruinenpark bewahren wollte“ (DIE ZEIT, 23. 8.2018) PDF-Download
  • Stephan Trüby: „Altstadt-Opium fürs Volk“ (…) Eine Sammelreplik“, in: ARCH+ 235, Mai 2019, 160-167 (Auszug über Wolfgang Voigt) PDF-Download
  • Wolfgang Voigt: „Softcore-Revisionismus, Rehabilitation von NS-Architekten? Eine Erwiderung“, in: ARCH+Features 96, Beilage zu ARCH+ 237, November 2019 PDF-Download
  • Wolfgang Voigt: Randbemerkungen zur Nerdinger-Rezension der Kataloge des DAM zu Paul Bonatz und Paul Schmitthenner in ARCH+ 235 „Rechte Räume“ (Mai 2019) PDF-Download

Zum Vergleich: Wolfgang Voigts Essays in den Katalogen Bonatz und Schmitthenner

  • Wolfgang Voigt: „Zwischen Weißenhof-Streit und Pour le Merite: Paul Schmitthenner im Architekturstreit der zwanziger bis fünfziger Jahre“, in: Wolfgang Voigt, Hartmut Frank (Hg.): Paul Schmitthenner 1884-1972, Tübingen 2003 67-99 PDF-Download
  • Wolfgang Voigt: „Paul Bonatz: Kosmopolit in den Unwettern der Zeit. Paul Bonatz: Cosmopolitan in the Rages of Time“, in: Wolfgang Voigt, Roland May (Hg.): Paul Bonatz 1877-1956. Tübingen 2010, 11-38 PDF-Download